Reboarder und Übelkeit - wird Kindern rückwärts eher schlecht?

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Reiseübelkeit entsteht im Gehirn dadurch, dass das Gleichgewichtsorgan Reize wahrnimmt, die es nicht mit den Wahrnehmungen des Auges und der Körperbewegungsrezeptoren in Einklang bringen kann. Das Gleichgewichtsorgan registriert, dass es bewegt wird. Die Augen und die Gliedmaßen jedoch geben das Feedback, dass der Körper still sitzt. Die Reaktion des Körpers auf dieses Mismatch ist die Reisekrankheit: Übelkeit, Unruhe, Kaltschweißigkeit.

Bei Erwachsenen ist erwiesen, dass die Fahrtrichtung nach Studien nicht der Auslöser von Reiseübelkeit ist. Wenn es jemandem grundsätzlich im Auto schlecht wird, dann wird das vorwärts und rückwärts passieren. Rückwärts oder seitwärts (z.B. im Rettungswagen) kann es aber etwas oder deutlich schneller eintreten. Man muss jedoch die Veranlagung dazu mitbringen.

Bei kleinen Kindern funktioniert das alles noch anders: Die meisten Kinder steigen ja von einer rückwärts gerichteten Babyschale um. Wenn es hier keine Probleme gab, dann ist das ein Zeichen, dass alle danach auftretenden Übelkeits-Probleme nicht mit der Fahrtrichtung zusammenhängen.

Das Gleichgewichtsorgan ist in den ersten Lebensjahren noch nicht so entwickelt wie bei Erwachsenen. Aus diesem Grund entwickelt sich die klassische Reiseübelkeit bei Kindern erst ab dem 2. Geburtstag. Vorher kann Übelkeit im Auto auftreten. Unserer Erfahrung nach liegt dies jedoch meist nicht an der Fahrtrichtung, sondern an den sich schnell bewegenden Bildern.

Wenn Kinder aus den Seitenfenstern schauen, dann müssen ihre Augen immer wieder von hinten nach vorne springen, ein Bild kurz verfolgen, wieder springen, wieder verfolgen und so weiter. Hier stürzen viele optische Reize auf das Kind ein. Manche Kinder können diese Reize nicht gut verarbeiten. Hier antwortet des Gehirn wieder mit seiner Error-Meldung: Übelkeit.

Dieses Problem tritt glücklicherweise sehr selten auf und ist dann auch nicht abhängig von der Fahrtrichtung. Viel mehr ist es abhängig von der Aussicht. In vorwärts gerichteten Sitzen können die Kinder aufgrund des Seitenschutzes und der Anordnung der Fenster meist gar nicht aus den Seitenfenstern schauen. Dies mag ein Grund sein, dass es vorwärts besser geht, denn das Kind sieht durch einen kleine Teil der Frontscheibe eher langsame Bewegungen und nicht so sehr schnell vorbeiziehende Dinge. Doch es liegt hier eben nicht an der Fahrtrichtung, sondern an der unterschiedlichen Aussicht.

Betroffene Eltern berichteten uns, dass es meist hilft, wenn man die Seitenfenster für einen kurzen Zeitraum abhängt. Dann können die Kinder aus dem Kofferraum schauen und haben immer noch eine schöne Aussicht. Hier können sie vorbeiziehende Dinge langsam mit den Augen verfolgen und die Überreizung tritt nicht auf. Normalerweise geht es dann nach einer kurzen Weile auch ohne das Abhängen des Fensters und alles ist gut.

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